„Wir bieten Extremisten, Feinden der Demokratie und Gegnern der Europäischen Union keine Bühne“

„Wir bieten Extremisten, Feinden der Demokratie und Gegnern der Europäischen Union keine Bühne“

Verleger der WEIMER MEDIA GROUP und Gastgeber beim Ludwig-Erhard-Gipfel: Christiane Goetz-Weimer und Wolfram Weimer.

Mitte April pilgern wieder Hundertschaften von Spitzen aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft zum Ludwig-Erhard-Gipfel an den Tegernsee. Die ARD nennt es das „deutsche Davos“. Zeit für ein Interview mit dem gastgebenden Verleger-Ehepaar Christiane Goetz- Weimer und Wolfram Weimer

Seit zehn Jahren laden Sie zum Gipfeltreffen von Wirtschaft und Politik. Wie läuft es denn in diesem Jubiläumsjahr?

Der Andrang ist gewaltig. Außergewöhnlich viele Wirtschaftsführer und Spitzenpolitiker haben sich angemeldet. In bewegten Zeiten gibt es offenbar einen großen Bedarf an Austausch und Begegnung. Das ist ein gutes Zeichen. Wirtschaft, Politik, Wissenschaft und Medien treffen sich auf dem Ludwig-Erhard-Gipfel heuer über drei Tage, wir erwarten mehr als 1000 hochkarätige Teilnehmer.

Auch die Spitzenpolitik kommt an den Tegernsee …

Ja, auch in diesem Jahr haben erneut die Parteivorsitzenden von SPD, Grünen, FDP, CDU und CSU zugesagt. Wir werden wieder eine TV-Arena eröffnen, in der die Parteichefs live diskutieren. Die RTL Gruppe mit ntv wird übertragen. Das Format ist außergewöhnlich, weil die Parteispitzen zu einer solchen Elefantenrunde sonst nur nach großen Wahltagen in Berlin zusammenfinden.

Die Parteien der Ränder, AfD, Linkspartei oder BSW sind nicht dabei?

Der Ludwig-Erhard-Gipfel ist eine offene Plattform der breiten Mitte. Wir bieten Extremisten, Feinden der Demokratie und Gegnern der Europäischen Union keine Bühne. Wir bekennen uns mit diesem Gipfel ganz bewusst zu Europa. In wenigen Wochen wählt die Europäische Union mit ihren 450 Millionen Menschen ein neues, gemeinsames Parlament. Dieses Europa steht für Demokratie, Frieden und Toleranz. Das Haus Europa dürfen wir weder von Extremisten einreißen noch von Despoten nieder bomben lassen. Darum ist dieser Gipfel des Dialogs auch eine Demonstration für das freie Europa.

Kann ein Gipfel politische Wirkung überhaupt entfalten?

Unsere mehrtägige Konferenz ist vor allem ein geistiges Ereignis. Eine Plattform für offenen Dialog in schwierigen Zeiten. Hier lebt die Idee der Freiheit, Frieden und Toleranz. Gemeinsam bauen wir Brücken zwischen Wirtschaft, Politik und Medien. Und wir vernetzen Entscheider mit Vordenkern, Westeuropäer mit Osteuropäern, Minister mit Unternehmern, Wissenschaftler mit Journalisten. Auf unseren Gipfel sind im vergangenen Jahrzehnt bereits viele wichtige Impulse gesetzt, Geschäfte gemacht, Personalien entschieden worden. Wir haben zum Beispiel nach dem Brexit gezielt Brücken gebaut nach Großbritannien, politische und mediale, aber auch ganz konkret geschäftliche. Die Teilnehmer schätzen es, dass sie hier viele Termine an einem Tag machen können, für die sie sonst Wochen reisen müssten.

Wie öffentlich ist der Gipfel dann eigentlich?

Von Anfang an war die Veranstaltung auch ein offenes Forum für Austausch. Medien sind nicht nur willkommen, sie sind ein wichtiges Element der Kommunikation. Wir sind ein Verlag und bilden die Dialoge, Studien und Positionen der Teilnehmer in unseren eigenen Medien ab. Immer wieder sind vom Gipfel auch echte Nachrichten produziert worden. Die hohe Dichte von Entscheidern und Multiplikatoren zieht wiederum weitere Journalisten an. Für dieses Jahr haben sich die meisten namhaften deutschen Medien angemeldet, von Fernsehsendern über Zeitungen und Magazinen bis zu relevanten Portalen und Newslettern.

Wo liegen die inhaltlichen Schwerpunkte in diesem Jahr?

Der russische Angriffskrieg erschüttert Europa in seinen Grundfesten. Zehntausende Tote in unserer direkten Nachbarschaft, gewaltige Panzerschlachten wie im Zweiten Weltkrieg und eine enthemmt-aggressive Atommacht bedrohen nicht nur die Ukraine. Europas Freiheit und Demokratien sowie ihre sicher geglaubte Friedensordnung stehen im Feuer. Allenthalben wird eine Zeitenwende diagnostiziert. Doch wohin wendet sich die Zeit? Was ändert sich wirklich? Wie stärken wir Europa, den Westen, die Demokratie? Wie verteidigen wir Sicherheit und Wohlstand? Was passiert gerade mit unserem Wirtschaftsstandort? In derart gefährlichen Zeiten ist es gut, seinen Kompass für die Orientierung auszurichten, sich auszutauschen und voneinander zu lernen. Genau das bietet der Ludwig-Erhard-Gipfel.

Die Veranstaltung wird immer größer. Ist sie so etwas wie die Münchner Sicherheitskonferenz für die Wirtschaft? Wird das ein deutsches Davos?

Die ARD hat es „deutsches Davos“ genannt. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder hat es mit der Sicherheitskonferenz verglichen. Tatsächlich wird die Konferenz zwar immer größer und prominenter, aber er behält doch seinen intimen, speziellen Charakter. Schon der Tegernsee sorgt dafür, dass der Gipfel von einer besonderen Atmosphäre der direkten Begegnung geprägt ist. Die Teilnehmer nehmen sich hier Zeit, miteinander tiefer ins Gespräch zu kommen und die zuweilen doch arg distanzierten Milieus von Politik und Wirtschaft aufzubrechen. Es ist schön zu sehen, dass die Berührungsängste in der Bilderbuch-Berglandschaft rasch schwinden und der Geist von Ludwig Erhard, der ja hier gelebt hat und auch begraben ist, eine positive Wirkung entfaltet.

Das Gespräch führte Florian Spichalsky