Christiane Goetz-Weimer © WEIMER MEDIA GROUP
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Die Weimer Media Group wirbt für ihren Ludwig Erhard Gipfel ja immer mit dem Prädikat „Das deutsche Davos“, welches die ARD der Veranstaltung irgendwann einmal verliehen hat. Dabei könnten die Tegernseer ja gut und gerne längst auf diesen Zusatz verzichten. Denn die Veranstaltung steht ja längst für sich, relevanteste Player aus Politik und Wirtschaft kommen mittlerweile zu der Veranstaltung, Top-Gast in diesem Jahr ist Julija Nawalnaja. Ab nächster Woche Mittwoch geht es los, wir sprachen vorab mit Veranstalterin Christiane Goetz-Weimer.
Ist der Jubiläumsgipfel etwas Besonderes für Sie?
Natürlich ist er das, zu sehen, wie aus einem kleinen Nachmittags-Event nun eine dreitägige Veranstaltung mit mehr als 100 fulminanten Speakern geworden ist, das macht schon Freude. Der Ludwig-Erhard-Gipfel/Tegernsee Summit ist aber nicht nur in Bezug auf seine Größe und Teilnehmerzahl gewachsen: Er hat auch stetig an Relevanz gewonnen. So reisen auch diesmal wieder alle Bundesparteivorsitzenden der politischen Mitte von Berlin an den Tegernsee, und die Elefantenrunde wird – wie viele andere Elemente des Gipfels auch – live im Fernsehen übertragen. Heute gehen vom Tegernsee aus wichtige Impulse in die Bundesrepublik. Was auf dem Gipfel gesagt wird, wird auch gehört. Es haben sich auch so viele Journalisten angemeldet wie noch nie, der Gipfel ist eben auch ein live-journalistisches Format, auf dem viele Nachrichten entstehen und Interviews geführt werden – ähnlich wie die Münchner Sicherheitskonferenz. Ehrlich gesagt haben wir dabei gar keine Zeit auf historische Sentimentalität, so viel sind zehn Jahre dann auch wieder nicht und die Themen, die uns auf dem Gipfel beschäftigen, sind so drängend und der Ansturm von über 1000 Gästen, unter ihnen ja selbst viele Hochkaräter, die eigentlich selbst auf die Bühne gehören, hält uns auf Trab.
Wie war die Reaktion zu Ihrer Message, Extremisten nicht am Gipfel teilnehmen zu lassen?
Götz-Weimer: Für uns ist das eine ganz wichtige Zeichensetzung, gerade in diesen polarisierten Zeiten, und wir haben eine solch große Zustimmungswelle ausgelöst, dass das schon sehr optimistisch stimmt: Es ist an der Zeit, Farbe zu bekennen und für unsere Demokratie wehrhaft einzustehen. Zum ersten Mal in unserer Lebensspanne sind Freiheit und die Achtung von Menschenrechten nicht mehr selbstverständlich. Sie werden von Rechten und Linken angegriffen und wir werden den Feinden unseres europäischen Wertesystems keine Bühne bieten.
Auf welchen Gast freuen Sie sich am meisten?
Götz-Weimer: Das ist ja immer die Lieblingsfrage. Aber es ist nicht nur eine Diplomatie, wenn ich das angesichts so vieler toller Gäste nicht beantworten kann (lacht.) Es hat tasächlich jeder Gipfel seinen Gänsehaut- Moment. Das ging beim ersten großen Gipfel mit Gorbatschow los, dem wir bei der Wiedervereinigung unseres Landesso außerordentlich viel zu verdanken haben: Als wir ihm den erste Freiheitspreis der Medien verliehen, ging auf einmal ein Ruck durch den schon sehr gebrechlichen russischen Ex-Präsidenten, er richtete sich auf und hielt eine fulminante staatsmännische Rede. Oder der Moment, als auf einmal alle Gipfelgäste zusammen mit Jean-Claude Juncker, damals Präsident der Europäischen Kommission, die Europahymne anstimmten. Sehr eindrücklich auch, wie im letzten Jahr alle Gipfelgäste aufsprangen, um Garri Kasparow als Führer der russischen Exil-Opposition mit standing ovations zu ehren. Und dieses Jahr die tapfere Julija Nawalnaja ehren zu dürfen, bedeutet mir wirklich sehr viel. Ich freue mich schon sehr auf die Gipfel-Momente 2024.
Wie laufen die Vorbereitungen in diesem Jahr? Gibt es besondere Herausforderungen in Sachen Sicherheit?
Ja, die gibt es. Die Welt und unser Land sind ungewöhnlich aufgewühlt. Draußen herrscht Krieg und drinnen geht die Unzufriedenheit gegen die Ampelregierung durch alle Schichten und Berufsgruppen. So wird gegen die einstigen Protestparteien auf einmal selber protestiert. Deshalb muss ein besonders großes Polizeiaufgebot auch unsere Veranstaltung schützen, damit die Redner nicht nur die Herausforderungen der Zeit benennen, sondern bestenfalls auch Lösungsansätze fokussieren können.
Daniel Häuser, Clap Magazin